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BAUBIOLOGIE Reitetschläger

Für zuverlässige Untersuchungen und Bewertungen chemischer und raumklimatischer Innenraumbelastungen sind in der Regel kombinierte und gezielt aufeinander aufbauende Untersuchungsmethoden einzusetzen. Neben der Analyse der akuten Innenraumbelastung durch Schadstoffe über Luft-, Staub-, Oberflächen- oder Materialkonzentrationen steht die Erkennung von Innenraumquellen im Vordergrund.

  1. Begehung und Befragung: Anamnese von Gebäude und Nutzer, visuelle Inspektion, allgemeine und olfaktorische Eindrücke (Gerüche). Eventuell unter Zuhilfenahme von Sicherheitsdatenblättern, technischen Merkblättern, Bauakten, Fotodokumentation…

Inspektion der zu untersuchenden Innenräume inklusive der Befragung der Bewohner hinsichtlich der verwendeten Baumaterialien, Einrichtungen, Möbeln, Böden, Klebern, Farben, Lacken oder sonstigen Bau- und Renovierungsmaterialien, aktueller oder ehemaliger Geruchsauffälligkeiten, Verdachtsmomente oder Krankheitssymptome. Die gründliche visuelle Inspektion umfasst möglichst auch Informationen in Bezug auf Boden-, Wand- und Deckenaufbau, Nutzung von Nebenräumen und –wohnungen, Nutzungs- und Lüftungsgewohnheiten, typische baujahr- und konstruktionsbedingte Schwachpunkte, z.B. PAK- und PCB-haltiger Teerkleber unter dem Parkett in älteren Häusern, Formaldehyd und Holzschutzmittel z.B. in einem Fertighaus aus den 70er Jahren oder in verdächtigen Holz-verkleideten und entsprechend behandelten Innenräumen.

  1. Direkt anzeigende Messungen, vortestverfahren und orientierende Messungen: Orientierende und vergleichende Messungen mit direkt anzeigenden Prüfröhrchen, Plaketten und Messgeräten.

Eine erste und schnelle Einschätzung der Luftsituation vor Ort lässt sich über einfache Vortestverfahren realisieren (z.B. Bio-Check-F für Formaldehyd oder direktanzeigende Prüfröhrchen, das sind recht empfindliche und wenig störempfindliche Einschätzungen einer Belastungssituation). Es gibt auch direkt anzeigende Messgeräte für Formaldehyd, speziell die modernen Geräte sind ausreichend Empfindlich und können selektiv zur ersten Einschätzung und speziell zur Quellensuche eingesetzt werden.

Für Lösemittel und andere leicht- bis mittelflüchtige Schadstoffe geeignete Geräte arbeiten auf dem Prinzip der Photoionisationsdetektion (PID). Mit empfindlichen Geräten können oft geringe Lösemittel-Summenkonzentrationen angezeigt und die oft wichtige Quellenzuordnung durchgeführt werden.

Untersuchungen dieser Art sind ergänzend hilfreich zu Vortests oder zu aufwändigeren Probenahmen mit Fachlaboranalyse, sie können schnell in verschiedenen Räumen oder verdächtigen Schränken vorgenommen werden. In Ritzen, Spalten, Hohlräumen und auf Oberflächen sind vergleichende Messungen sofort vor Ort einfach möglich. Weiterhin können verdächtige Materialien z.B. direkt auf den verdächtigen Oberflächen (Teppich, Bodenaufbau…) unter einer Abschottung oder in einem Prüfgefäß untersucht werden.

Bei Pestiziden und anderen schwerflüchtigen Schadstoffen gibt es keine zuverlässigen Schnelltests, allenfalls für Pentachlorphenol (Bio-Check-PCP).

Ergeben erste Messungen einen Schadstoffgehalt nahe oder oberhalb eines genau zu prüfenden Richtwertes (SBM, UBA, WHO, AGÖF), ist die Einhaltung des Richtwertes bzw. das Maß der Überschreitung durch eine geeignete Probenahme mit Fachlaboranalyse zu bestimmen.

  1. Probenahmen mit Fachlaboranalyse: Bewertungsmessungen (z.B. SBM-Richtwerte für Schlafbereiche) mit Vor-Ort-Probenahmen und Laborauswertung.

Diese genaueren und differenzierteren Untersuchungen liefern keine direkten Ergebnisse vor Ort, sondern erfordern nach Probenahmen Laboranalysen und sind entsprechend teurer. Es können Luft-, Staub-, Oberflächen- und Materialproben untersucht werden. Proben werden entnommen und in ein Fachlabor weitergeleitet, welches sich speziell auf die Analytik von Innenraumschadstoffen spezialisiert hat. Sammelmedium, Probenahmebedingugnen und –mengen sowie Prüfparameter sollten mit dem Labor abgestimmt werden. Besonders bei den Luftmessungen sind die nachfolgenden Rahmenbedingungen bei der Gewinnung der Proben zu berücksichtigen.

  1. Randbedingungen bei Raumluftuntersuchungen und Probenahmen:

Bei Raumluftmessungen und Fachlaborprobenahmen wird für Bewertungsmessungen (Vergleich mit Richtlinien, Zielwerten, Orientierungswerten oder baubiologischen Richtwerten für Schlafbereiche) mindestens 6-8 Stunden zuvor nicht gelüftet. Es sollten 24 Stunden vor der Untersuchung keine Chemikalien, Reinigungsmittel, Kosmetika, Sprays, Parfüms oder andere störende und ausdünstende Anwendungen in den zu prüfenden und umliegenden Räumen zum Einsatz kommen. Die Proben erden bei normalen und möglichst stabilen Innenraumtemperaturen (18-24 °C, während der Untersuchung/Proben und 24 Stunden vorher) durchgeführt. Raumlufttechnische Anlagen (Filter…) sollten ebenfalls 6-8 Stunden zuvor ausgeschaltet werden. In den Räumen halten sich vor und während der Probenahmen möglichst wenige oder gar keine Personen auf.

Bei orientierende und vergleichende Messungen können die Rahmenbedingungen frei gewählt und müssen bei der Interpretation (Quellensuche, Worst-Case, Notwendigkeit weiterer Untersuchungen) ausreichend berücksichtigt und bei der Protokollierung angegeben werden.